Am 13. Oktober 2002
Ausstattung: Yvette Schuster
Lichtdesign: Gerrit Jurda
Ton: Michel Baumann
Videoaufnahmen: Peter Gregorowicz
Livekamera: Benedikt Fuhrmann
Pyrotechnik: Christa Hübner Feuerwerk
Technische Gesamtabwicklung: teamtechnik
Technische Leitung: Michael Habig
Produktionsleitung: Jürgen Fischer
Fotos: Georg Schreiber
Mit Studierenden der Folkwang Hochschule Essen
Mit freundlicher Unterstützung des Schauspielhaus Bochum
Pressestimmen
„Das Fest – eine Improvisation, die man nicht vergißt. […] Unter freiem Himmel sollte das Stück spielen, das Regisseur Gil Mehmert eigens zur Jubiläumsfeier inszeniert hatte. Doch dann kam es ganz anders: Nach nur 20 Minuten zwangen Regen und Sturm zum Abbruch der Aufführung. Dem Fest schadete das nicht, im Gegenteil: In der Neuen Aula ging’s weiter – völlig improvisiert. Gerade dabei zeigten die Akteuere, wie talentiert sie wirklich sind. Auch darüber wird man noch beim 100-Jährigen sprechen.“
Blickpunkt Werden
„150 Folkwang Studierende und Regisseur Gil Mehmert machten die Aufführung zu einer ganz besonderen Inszenierung.“
Werden Kurier
Im Februar 1986 stand ich ziemlich angespannt auf der Treppe zum Hauptgebäude der Folkwang Hochschule. Ich hatte gerade meine Aufnahmeprüfung im Fach Konzertgitarre absolviert und wartete auf die Entscheidung, ob ich hier studieren dürfte. Das war mein Traum.
Später habe ich mich oft gefragt,was um Himmels Willen mich dazu getrieben hat, nach bestandener Aufnahmeprüfung nicht nach Essen zu gehen. Natürlich gab es damals für diese Entscheidungrationale Beweggründe, aber meine emotionalen, inneren Bewegungen – für einen angehenden Künstler wahrscheinlich die wesentlicheren – haben sich stets an diesen Ort gesehnt. Und das hat vor allem mit meinen – vielleicht immer noch – naiven Vorstellungen von kreativer Atmosphäre zu tun.
Denn da bin ich Kind meiner Zeit und komplett reingefallen auf die Filmbilder, die mir das musikalische Leinwand-Ereignis „Fame“ suggeriert hat: In allen Gängen und Unterrichtsräumen einer Musikhochschule pulsiert es nur so vor Lust, Liebe und Leidenschaft für die Musik, den Tanz, das Theater, was sich dann schließlich, Höhepunkt eines jeden Tages, in der alltäglichen spartenübergreifenden Kantinen-Session entlädt… Nun, da wo ich schließlich studiert habe, war es nicht so. Nicht annähernd. Auch an der Folkwang Hochschule gibt es diesen hollywood-schön-verkitschten Studienalltag wahrscheinlich nicht. Aber bei aller germanischen Zurückhaltung – sicher auch dank der vielen anderen Kulturen, die hier vertreten sind – liegt doch ein Hauch davon in der Luft und zwar stärker und deutlicher zu fühlen als andernorts und kreative Schübe im Sinne einer musikalischen Aromatherapie geradezu herausfordernd.
Als ich im Frühjahr dieses Jahres darauf angesprochen wurde, ob ich mir vorstellen könne für Folkwang eine Jubiläumsfeier zu kreieren, die die Form des klassischen Festakt-Rondos (Rede, Streichquartett, Rede, Klavier-Trio, Rede…) etwas auflockern würde, war ich, das ist mir eigen, zunächst ganz offen. Als ich aber später damit konfrontiert wurde, dass es ein kleines Dilemma gäbe, nämlich keinen geeigneten Raum für die angestrebten Dimensionen dieser Feier, was Programm und Gästezahl angeht, waren die Türen für meinen Rückzug schon verschlossen. Ich musste mir etwas ausdenken. Jetzt spiele ich also nicht Gitarre an dieser Hochschule, sondern die Hochschule selbst ist das Instrument. Eine Gitarre zu stimmen hat zwar durchaus ihre Tücken, es ist aber erlernbar, eine ganze Hochschule einzustimmen auf dieses „Fest“ ist die größere Aufgabe. Ich versuche, das hier zu studieren.
Im Oktober 2002 werde ich ziemlich angespannt auf der Treppe zum Hauptgebäude der Folkwang Hochschule stehen. Ich probe gerade meine Inszenierung, mit der das 75. Jubiläum dieser Institution gefeiert werden soll. Davon hätte ich nie zu träumen gewagt.
Gil Mehmert, 28. September 2002